Freundin für unsere Tochter
Natalia war für ca. vier Monate in unserer Familie. Sie besuchte mit unserer jüngsten Tochter Marit dieselbe Klasse im Gymnasium im Nachbarort. Anfangs war Natalia noch recht unsicher und zurückhaltend. Recht bald hatte sie sich aber eingelebt und die Verständigung wurde immer besser. Mit der Zeit entwickelte sich auch eine Freundschaft zwischen ihr und unserer Marit. Die beiden Mädchen fanden stets Möglichkeiten, über die immer geringer werdenden Sprachbarrieren hinweg, sich die Dinge gegenseitig mitzuteilen, die ihnen wichtig waren.
Natalia fügte sich von Anfang an sehr unkompliziert in unsere familiären Abläufe mit ein, obwohl manches für sie anfangs ungewohnt war. An unserer täglichen Feierabend Tea Time nahm Natalia immer teil. Bevor es an Hausaufgaben und Erledigungen geht, trinken alle noch zusammen einen Tee und erzählen von den Erlebnissen in Schule und Arbeit. Natalia nahm unsere meist fröhliche Familienatmosphäre positiv wahr und verstand allmählich auch unseren familieninternen Humor. Besonders meiner Frau gelang es immer wieder, manchmal durch gezielte Fragen, dass auch Natalia von ihren Erlebnissen erzählte. Sie berichtete viel von ihrer Heimat und ihrem Alltag in Bolivien. Dabei wurde uns deutlich, dass für sie nicht unbedingt der Unterschied zwischen Bolivien und Deutschland die größte Umstellung bedeutet hat, sondern wohl eher der Unterschied zwischen Großstadt und ländlicher Provinz.
Natalia hat sich aber nie beschwert, dass bei uns zu wenig los sei. Die Gelegenheit, eine Mitschülerin in Köln zu besuchen, hat sie dann aber doch mit großer Freude genutzt. Aber auch bei Unternehmungen unserer Familie war sie mit Freude dabei, z.B. Besuch im Leipziger Zoo, Herbstwanderung auf den Löbauer Berg, Kinobesuch, Filmabende, Besuch im Schmetterlingshaus. Advents-Schoppen in Bautzen und Familienfeiern. Auch an den Gottesdiensten und Jugendstunden in unserer freikirchlichen Gemeinde nahm Natalia wie selbstverständlich teil, war bei Spielabenden dabei und fuhr mit zu Jugendkonferenzen. Dadurch ergaben sich für sie viele zusätzliche Kontakte zu jungen Leuten. Ein Höhepunkt ihres Aufenthaltes war wohl auch der Besuch ihres Vaters, der auf Dienstreise nach Deutschland kam.
Wir freuen uns, wenn wir Natalia einige schöne Monate in Deutschland ermöglichen konnten, ihr helfen konnten, sicherer Deutsch zu sprechen und zu verstehen und wenn sie viele positive Eindrücke mit nach Hause genommen hat. Es war eine schöne und interessante Zeit – auch für unsere Familie.